Radwege und Rechtsabbieger -
auf immer unvereinbar!

Seit Jahren wird in den Berliner Tageszeitungen über die typischen Rechtsabbiegerunfälle und den durch sie verursachten viel zu hohen Blutzoll der Radwege berichtet. Soviel zur "Sicherheit durch Radwege"!

Hier ein paar Beispiele (ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit und nur 2003/Anfang 2004):

Rechtsabbieger sind die größte Gefahr

...

Die "klassische" Todesursache für Radfahrer ist weiterhin, von einem rechts abbiegenden Lkw übersehen zu werden. Diese Unfälle passieren häufig, wenn der Radler auf dem Radweg unterwegs ist - dort wird er weitaus schlechter von Autofahrern wahrgenommen als auf der Straße. Der Radfahrclub ADFC fordert deshalb, künftig nur noch Radspuren auf den Fahrbahnen zu markieren und keine Radwege mehr auf Gehwegen zu bauen.

(aus dem Tagesspiegel vom 10.07.2003 zur Berliner Unfallzwischenbilanz des ersten Halbjahres 2003)

 

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Drama im toten Winkel

(Tagesspiegel vom 05.06.2003)

 

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Immer dieselbe Kreuzung: Schwere Unfälle in Spandau Fußgängerin schwer verletzt, Radfahrer starb an Unfallstelle

Sie gilt als eine der gefährlichsten Kreuzungen der Stadt. "Unfallhäufung" warnt sogar ein Auto-Atlas. Dort, wo in Spandau der Brunsbütteler Damm, die Ruhlebener Straße, die Klosterstraße und der Altstädter Ring aufeinander treffen, kracht es ständig. 98 Mal im vergangenen Jahr (26 Personen verletzt). Bis zum 31. August diesen Jahres gab es 18 Verletzte bei 65 Unfällen. Gleich zwei Unfälle gab’s in den vergangenen Tagen. Die Bilanz: ein toter Radfahrer, eine schwer verletzte Fußgängerin. Der 60-jährige Radfahrer fuhr am Montagmittag aus Richtung Rathaus Spandau kommend auf dem Radweg der Klosterstraße. Beim Rechtsabbiegen in den Brunsbütteler Damm habe ihn dann ein 39-jähriger Lastwagenfahrer aus Halle übersehen und überfahren, hieß es bei der Polizei. Der Radfahrer war sofort tot – er ist der 21. tote Radler in diesem Jahr. Der Lkw-Fahrer kam mit einem schweren Schock ins Krankenhaus. Am Sonntagabend gegen 18.35 Uhr fuhr eine 18-jährige Autofahrerin bei Rot über die Kreuzung Ruhlebener Straße und Klosterstraße und erfasste dabei eine 63-jährige Fußgängerin aus Spandau. Die Frau wurde am Kopf schwer verletzt. Während die Polizei noch nicht genau sagen kann, warum der Lkw-Fahrer den Radler an der Kreuzung übersehen hatte, vermutet der Landesvorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs Berlin (ADFC), Benno Koch, als Unfallursache wie so häufig den „toten Winkel“. Die Situation an der Kreuzung, die im ADFC-Stadtplan als „mäßig geeignet“ bezeichnet wird, sei „unfalltypisch“. Deshalb fordert der ADFC einen vierten Rückspiegel, auch „asphärischer Spiegel“ genannt, für Lkw über 7,5 Tonnen. „Damit könnte der tote Winkel beseitigt werden. In den Niederlanden ist dieser vierte Rückspiegel bereits Pflicht.“ Ein weiteres Problem sei – wie bei dieser Kreuzung – der „bauliche Radweg“. 75 Prozent aller schweren oder tödlichen Radfahrunfälle ereigneten sich dort. Das sind die Radwege, die nicht als Spur auf der Fahrbahn markiert, sondern gesondert angelegt sind. „Gerade der Bezirk Spandau sollte sich an diesem Verkehrsknotenpunkt für einen Radweg auf der Fahrbahn entscheiden“, sagt Koch. Der Grund: Die Radler werden dort besser gesehen und fahren sicherer. tabu

(Tagesspiegel vom 14.10.2003)

 

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Polizei kontrolliert Fahrradfahrer - Fast jeder zweite missachtet die Ampel

"Die Ampel war auf jeden Fall grün" - diese Standardantwort bekamen gestern Nachmittag Polizisten der Direktion 2 insgesamt 20 Mal von ertappten Fahrradfahrern zu hören, die an der Kreuzung Ruhlebener Straße, Klosterstraße und Brunsbütteler Damm in Spandau das Rotlicht missachtet hatten. Zwei Stunden lang kontrollierten 15 Beamte der Einsatzbereitschaft Radfahrer und die Verkehrssicherheit ihrer Vehikel an allen vier Punkten der Kreuzung. Die gilt nämlich mit 96 Unfällen allein im vergangenen Jahr als eine der gefährlichsten in Berlin. Erst am Montag war an der Einmündung Klostertraße/Ecke Brunsbütteler Damm ein Radfahrer von einem Laster erfasst und getötet worden.

Bilanz der Sonderkontrolle: Sechs Autofahrer und 44 Radfahrer wurden wegen Verstößen angehalten, beinahe die Hälfte wegen Missachtung des Rotlichts. Drei Uneinsichtige mussten ein Verwarnungsgeld von 25 Euro zahlen. Drei weitere, die noch mehr als eine Sekunde nach dem Umschalten der Ampel weiterfuhren, müssen sogar mit einem Ordnungsgeld von 62,50 Euro und einem Punkt in Flensburg rechnen. Für die meisten blieb es jedoch bei einer Ermahnung. "Die Aktion soll der Prävention dienen", sagte der Einsatzleiter, Polizeikommissar Thomas Stein.

Für Benno Koch vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) gehen die Schwerpunktaktionen am Problem vorbei. "Den schweren Unfall hier hat der Lastwagenfahrer und nicht der Radfahrer verursacht." Der ADFC fordert zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen wie Extra-Seitenspiegel für Laster gegen den toten Winkel oder Radstreifen auf den Fahrbahnen. "Statt dessen werden hier heute Reflektoren gezählt" kritisiert Koch die Polizeiaktion.

Schwerpunktkontrollen bei Radfahrern wird es im Bereich der Direktion noch bis einschließlich Montag mehrmals täglich an neuralgischen Punkten geben. Dazu zählen vor allem die großen Kreuzungen entlang der Spandauer Heerstraße, an Kaiser- und Kurfürstendamm sowie am Richard-Wagner-Platz. hel

Die Welt vom 17.10.2003

 

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Das Kreuz mit der Kreuzung

Für Radfahrer wird es vor allem dann gefährlich, wenn Autos rechts abbiegen. Wir haben uns drei Berliner Beispiele näher angesehen

Von Jörn Hasselmann

21 Radfahrer starben in diesem Jahr bereits im Berliner Straßenverkehr – mehr als in den Vorjahren. Dabei beginnt die dunkle Jahreszeit erst. Viele Opfer gab es erneut durch Rechtsabbieger-Unfälle: Wenn Autofahrer unachtsam abbogen oder wenn Lastwagenfahrer nichts sehen konnten, weil der Radfahrer im toten Winkel des Rückspiegels nicht zu sehen war. Der Fahrradclub ADFC fordert deshalb seit langem einen zusätzlichen vierten rechten Spiegel an Lkw und außerdem die Markierung von Fahrradspuren auf der Fahrbahn statt der althergebrachten Radwege auf dem Gehweg. Dass diese Spuren sicherer sind, zeigt das Beispiel Wilhelmstraße/Behrenstraße – eine von drei Kreuzungen, die wir uns näher angesehen haben. Diesen Radspuren gehört nach Angaben der Verkehrsverwaltung die Zukunft. Doch noch sind sie die Ausnahme in der Stadt, meist gibt es gepflasterte Radwege auf dem Gehweg. Und dank der 1998 geänderten Straßenverkehrsordnung sind immerhin gut zwei Drittel dieser Radwege nicht mehr benutzungspflichtig. Radler können sich also aussuchen, ob sie die Fahrbahn oder den Radweg benutzen. Ausgenommen von dieser Regelung sind bislang große und stark befahrene Straßen – sie sind durch das blaue Radwegschild gekennzeichnet. In einer Reihe von Gerichtsurteilen wurde das Land jedoch verpflichtet, Radler auch auf große Straßen zu lassen – etwa an der Bundesallee. Die Radwege dort, so das Gericht, seien zu gefährlich. Wir zeigen – beispielhaft für die Rad-Fallen in der Stadt – drei der neuralgischen Kreuzungspunkte. Denn Fahrradfahren wird immer beliebter. In Berlin werden zehn Prozent aller Fahrten mit dem Rad erledigt.

(Tagesspiegel vom 14.10.2003)

 

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Linksabbieger sind oft auch gefährlich, obwohl sie den Gegenverkehr ja ganz gut sehen können (kein toter Winkel) und - auf der Fahrbahn - auch sehen. Hierzu ein aktuelles Beispiel:

Radfahrer von Lastwagen getötet - 54-Jähriger auf Radweg erfasst

Radler leben gefährlich in Berlin. Am Donnerstag wurde um 11.30 Uhr in Hohenschönhausen ein 54-Jähriger von einem abbiegenden Lastwagen getötet, es ist schon der 17. Radfahrer, der in diesem Jahr tödlich verunglückte. Der 43-jährige Lkw-Fahrer hatte beim Links-Einbiegen in eine Einfahrt den Mann übersehen, der auf dem Radweg der Hansastraße in die Gegenrichtung unterwegs war. Der Radfahrer konnte durch eine Vollbremsung eine Kollision zwar vermeiden, stürzte aber so unglücklich vor den Lkw, dass er sich schwerste Kopfverletzungen zuzog, an denen er Minuten später starb. Bisher kamen in diesem Jahr 51 Menschen im Straßenverkehr ums Leben. Neben 17 Radfahrern starben 17 Fußgänger und sechs Motorradfahrer. Im ganzen Jahr 2002 starben 18 Radfahrer in Berlin - und die unfallträchtige dunkle Jahreszeit steht erst bevor. Ha

(Tagesspiegel vom 12.09.2003)

 

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Aber auch in Hamburg pasiert immer wieder Schreckliches!

Radfahrerin getötet

Hamburg

Bei einem Verkehrsunfall in Neugraben/Fischbek ist eine 76 Jahre alte Radfahrerin getötet worden. Nach Angaben der Polizei war die Frau gegen 17 Uhr auf dem Radweg an der Cuxhavener Straße gefahren. Beim Rechtsabbiegen auf eine Tankstelle übersah eine 42 Jahre alte Frau in ihrem Sattelschlepper die Rentnerin und überfuhr sie. Die 76-Jährige starb noch an der Unfallstelle. (nik)

Hamburger Abendblatt; erschienen am 28. August 2003 in Hamburg

 

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Radfahrerin schwer verletzt

Hamburg

Auf dem Bornkampsweg (Bahrenfeld) ist gestern Morgen eine Frau (55) von einem Laster angefahren und schwer verletzt worden. Die Radlerin war auf dem Radweg Richtung Holstenkamp unterwegs, als der Lkw-Fahrer (22) sie beim Rechtsabbiegen in die Leunastraße übersah, sie mit dem Fahrzeug erfasste und zu Boden riss. Die Frau erlitt Brüche und Quetschungen. (cd)

Hamburger Abendblatt;erschienen am 17. September 2003 in Hamburg

 

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Die gleichen Probleme haben aber auch die Lübecker:

So viele Radfahrer wie nie zuvor schwer verunglückt

Von Sebastian Prey , LN

Trauriger Rekord auf Lübecks Straßen: Vier Menschen sind in den vergangenen drei Monaten bereits mit dem Fahrrad tödlich verunglückt. So viele wie noch nie zuvor, so die Polizei.

Die 71-jährige Radfahrerin, die am Dienstagmittag am St. Jürgen-Ring verunglückte, ist in der Nacht zu gestern ihren schweren Verletzungen erlegen. ...

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... Im Juli wurde eine 52-Jährige beim Überqueren der Sandstraße in Höhe Kohlmarkt von einem rechtseinbiegenden Lastwagen erfasst. Die Radlerin erlag ihren Verletzungen noch am Unfallort. Sie hatte das Rotlicht an der Ampel missachtet. Auch die 71-Jährige am St. Jürgen-Ring wurde von einem Rechtsabbieger überrollt. Die Ampel zeigte für beide Verkehrsteilnehmer Grün, die Radlerin war allerdings vorfahrtberechtigt.

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Lübecker Nachrichten vom 16.10.2003

 

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Erneut Fahrradfahrerin bei Verkehrsunfall schwer verletzt

Lübeck (ots) - Am Samstagnachmittag [Anmerkung 18.10.2003], gegen 15.20 Uhr, wurde eine 21jährige Lübecker Radfahrerin bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt, sie zog sich schwere Kopf- und Rückenverletzungen zu.

Nach dem bisherigen Ermittlungsstand befuhr ein 41jähriger Mann aus dem Raum Segeberg mit seinem VW Passat von der Falkenstraße kommend die Täuferstraße, um nach rechts in die Roeckstraße abzubiegen. Hierbei übersah er die auf dem Radweg herankommende 21jährige Frau, die bei dem Zusammenstoß mit dem Fahrzeug zu Fall kam und sich die schweren Verletzungen zuzog.

Torsten Hauswirth Pressestelle Polizei Lübeck

 

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In Berlin geht's jetzt jedoch so richtig rund! Diese Unfälle rütteln eine Stadt auf:
(siehe weitere Zeitungsartikel)!

Sattelzug tötet Neunjährigen

In Berlin kamen gestern zwei Radfahrer ums Leben, als Lkws rechts abbiegen wollten

Andreas Kopietz

In Berlin sind gestern zwei Radfahrer von Lkws getötet worden. Am Morgen kam in Charlottenburg ein neunjähriger Junge ums Leben. Gegen 8.15 Uhr waren Darso und seine 43-jährige Mutter mit Fahrrädern auf der Bismarckstraße unterwegs. Darsos Mutter fuhr voraus. An der Ecke Kaiser-Friedrich-Straße wollten die beiden bei "Grün" die Straße überqueren. Doch in diesem Moment bog auch ein Sattelzug nach rechts ab, der das Kind überrollte. Noch am Unfallort starb der Junge. Der 39-jährige Unfallfahrer aus Brandenburg kam mit einem Schock zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus. Die Mutter erlitt ebenfalls einen schweren Schock. Nach Auskunft der Polizei wurde sie von einem Notfallseelsorger nach Hause begleitet.

Der Fahrer der 18-Tonnen-Zugmaschine samt Auflieger hatte eine Fast-Food-Kette beliefern wollen. Was genau passierte, als er abbiegen wollte, das versucht die Polizei jetzt zu rekonstruieren. Die Unfallermittler haben widersprüchliche Zeugenaussagen. So ist ungeklärt, ob der Lkw-Fahrer zunächst gebremst hatte, um die Mutter vorbeizulassen, oder ob er in voller Fahrt abgebogen war. Möglicherweise befand sich der herannahende Junge im toten Winkel des Rückspiegels, vermutet die Polizei. "Auf jeden Fall hat der Fahrer den Unfall verursacht. Er hat nicht die erforderliche Sorgfaltspflicht walten lassen", sagte ein Ermittler gestern Abend. Angesichts des Unglücks appellierte die Polizei an alle Fahrer und Eltern, bei Kindern im Straßenverkehr besonders vorsichtig zu sein. Kinder seien erst ab zehn Jahren in der Lage, die Geschwindigkeit herannahender Fahrzeuge richtig einzuschätzen und sich korrekt im Straßenverkehr zu bewegen.

Am Nachmittag starb dann ein 59-jähriger Radfahrer nach einem Unfall in Tempelhof. Laut Polizei war er an der Kreuzung Gottlieb-Dunkel-Straße, Ecke Teilestraße mit einem Lkw zusammengestoßen. Ersten Ermittlungen zufolge hatte ihn der Lkw-Fahrer übersehen.

Beiden Unfällen scheint eines gemeinsam: Die Fahrer konnten in ihren Rückspiegeln nicht alles sehen. Ein Umstand, den der Fahrradbeauftragte des Senats, Benno Koch, seit längerem anprangert: "Bis zu 50 Prozent aller tödlichen und schweren Unfälle haben mit dem toten Winkel vor oder hinter Lkws zu tun." Koch zufolge liegen 38 Prozent des Sichtfeldes des Lkw-Fahrers im toten Winkel. "Würde man einen vierten rechten Außenspiegel anbringen, dann wären es nur noch vier Prozent." Koch fordert, dass der vierte Spiegel Pflicht wird wie etwa in den Niederlanden. Dort seien die Unfälle im toten Winkel um 42 Prozent zurückgegangen.

Laut Polizei verunglückten in Berlin im vergangenen Jahr 75 Radfahrer und fünf Fußgänger, als Lkws rechts abgebogen sind. Angesichts der gestrigen Unfälle fordert Koch von Berlin eine Bundesratsinitiative für einen vierten Spiegel. Doch Lobbyisten wie die Fuhrgewerbeinnung sind offenbar dagegen, denn so ein Spiegel kostet rund 150 Euro. Tatsächlich legt die Innung Wert auf Veranstaltungen, die für ihre Mitglieder preiswerter sind: etwa eine Verkehrssicherheitsaktion "Gefahr toter Winkel", die in diesen Tagen an Berliner Schulen läuft. Kinder sollen auf die Fahrersitze von Lastern klettern, um sich davon zu überzeugen, dass sie im Rückspiegel wirklich nicht gesehen werden.

Berliner Zeitung vom 24.03.2004

 

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Sicher kein Zufall: zu Texten mit den Worten "Radweg" und "Rechtsabbieger" gehören nahezu zwingend immer auch die Worte "übersehen" und "überfahren".

Dazu schreibt die Unfallanalyse Berlin Rau/Leser/Strzeletz GbR in ihrem Bericht über "Rechtsabbiegende Lkw und Radfahrer"

In Berlin sterben jedes Jahr ca. 20 Radfahrer bei Verkehrsunfällen. Die Hälfte dieser Radfahrer in Berlin kommt bei Kollisionen mit Nutzfahrzeugen ums Leben. Mehr als die Hälfte dieser Unfälle wiederum ereignen sich, wenn die Nutzfahrzeuge rechts abbiegen. Wenn man diese Zahlen hochrechnet, lässt sich etwa abschätzen, dass in Deutschland jährlich bis zu etwa 200 Radfahrer Unfällen mit rechtsabbiegenden Lkw zum Opfer fallen.

Ja, in der Theorie sind Radwege sicher - unter so realitätsferner Randbedingungen wie ausreichender Breite und ohne Kreuzungen und Einfahrten! Sichere Radwege kommen deshalb in der Praxis nicht vor. Laßt Euch keinen Stuß erzählen!

Inzwischen gibt's endlich eine Kampangne für den Dobli-Spiegel als vierten Außenspiegel an Lkw ab 3,5 t (alt wie neu). Für weitere aktuelle Infos lesen Sie die Sonderseiten
Tagesspiegel Online Spezial: Dobli
Weg mit dem toten Winkel (Seite einer privaten Initiative)

Weg mit dem toten Winkel (Sonderseite)

Aber selbst diese Spiegel scheinen noch nicht der Stein der Weisen zu sein (mal abgesehen davon, daß ihre Anbringung auch im Jahr 2006 noch immer freiwillig geschieht). Dazu schreibt die Unfallanalyse Berlin Rau/Leser/Strzeletz GbR treffend in der Zusammenfassung ihres Berichts über "Rechtsabbiegende Lkw und Radfahrer"

Die überproportionale Verletzungsschwere ungeschützter Verkehrsteilnehmer bei Unfällen mit rechtsabbiegenden Lkw ist darauf zurückzuführen, dass die Radfahrer und Fußgänger von den Lkw überrollt werden. Die bisher vorgeschriebenen Abweisvorrichtungen, die das Überrollen verhindern sollen, sind praktisch wirkungslos. Auch sinnvoller gestaltete Schutzvorrichtungen (flächig ausgebildet und tief gezogen) können das Überrollen nicht immer verhindern. Ein Schwerpunkt muss deshalb in der Weiterentwicklung der aktiven Sicherheit liegen.

Bei heutigen Lkw ist insbesondere die Sicht auf den Bereich rechts vor dem Lkw nach wie vor problematisch. Hier könnten mit einfachen Mitteln Verbesserungen erreicht werden.

Die Verbesserung der Sicht aus Lkw ist allerdings nur begrenzt wirksam, da sie nicht zur Entlastung des Fahrers in der kritischen Abbiegesituation beitragen können. Hier sind aktive Systeme gefordert, die möglichst weitgehend die Funktion eines Beifahrers übernehmen können. Aus Sicht des Unfallanalytikers bleibt allerdings der Einsatz eines menschlichen Beifahrers der einfachste und den meisten Erfolg versprechende Ansatz.

Meine Zusammenfassung aus Radfahrersicht: HAU WEG DEN SCHEISS RADWEG!!!

 

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Diese Seite wurde erstmals am 27.07.2003 ins Internet gestellt.
Diese Seite wurde aktualisiert am: 15.04.2006